Wer nicht hören will ...
Ich höre Bruckner, Brahms & Co. ... mit Kopfhörer, auf dem Bett ausgestreckt, reglos ... So zahlreich das Orchester auch sein mag: die Musik ist und bleibt zerbrechlich, anfällig, manchmal hinfällig ... An grauen Tagen regnet es rein in die Symphonien, trommelt dazwischen auf dem Fenster meiner Dachschräge ... an sonnigen Tagen sind es die Kinder da draußen ... die Kinder, die nichts anderes können als dissonant dazwischen zu schreien, weil sie irrigerweise der Meinung sind, ihre vorübergehenden Freuden und Leiden seien wichtiger als die der Musik. Und an allen Tagen, gänzlich unabhängig von Wetter und Jahreszeit, muss ich damit leben, dass mir eine nachbarschaftliche Bohrmaschine ein Adagio zerlöchert.
Das hört sich jetzt alles so schlimm an, wie es tatsächlich ist. Aber es gibt da auch die regelrecht magischen Momente. Neulich erst hörte ich Wagner - und für wenige kostbare Augenblicke verschmolz das Kreischen der Bohrmaschine in der Wohnung unter mir mit dem langgezogenen Ton der Geigen im Vorspiel des Tristan. Das hatte schon was ... passiert aber viel zu selten.
Man hat eben nicht immer soviel Glück. Und um mich zur Wehr zu setzen, greife ich dann doch wieder auf die Schallplatten meiner Jugend zurück: auf den harten Rock. Das wurde damals als Genre auch so genannt: Hard Rock. Inzwischen neige ich der Theorie zu, dass diese Bezeichnung folgendermaßen zu verstehen ist: diese Musik heißt deshalb so, weil sie eben keine störenden Umweltgeräusche in ihr Inneres dringen läßt ... der Krach (ich meine jetzt natürlich: der umweltliche Krach) prallt einfach an ihr ab ... der Regen perlt geräuschlos an ihr herunter ... die Kinderschreie ersticken ... der Bohrer der Bohrmaschine zerbricht.
Was sich schon damals im alltäglichen Stellungskrieg gegen alle diese erziehungsberechtigten Lärmbelästigungen (Vater, Mutter und Vergleichbares) bewährt hat, das hat nichts von seiner Wirksamkeit eingebüßt. Und wenn man über die richtige Anlage verfügt (ich meine: die technische und die psychische), dann kann man erfolgreich zum Gegenangriff übergehen. Da, wo selbst Gustav Mahler aufgeben muss, da bringt Led Zeppelin einen nach vorn ... und der Mann mit der Bohrmaschine läßt sie sinken, um sich die Ohren zuzuhalten.
(Das Potenzial des Hard Rock erkennt man schon daran, dass er ausschließlich auf Schlaginstrumenten gespielt wird. Bei den Drums ist das ja klar ... Wenn Sie mir nicht glauben, stellen Sie sich vor, dass man den Bass und die Gitarre nur ein bißchen anders halten muss - am Hals nämlich ... dann ... Aber das nur am Rande.)
Mit dem Hard Rock hat man immer ein letztes Mittel und das letzte Wort. Das habe ich auch einem Bekannten von mir erklärt, einem Klassik-Fan. Der wollte den kakophonischen Rotznasen vor seinem Fenster mit den Kindertotenliedern zu Leibe und Seele rücken. "Bringt nichts", sagte ich zu ihm, "was hier gefragt ist, das ist nicht Ironie, sondern Iron Maiden! Wer nicht hören will, muss hören!"
Das hört sich jetzt alles so schlimm an, wie es tatsächlich ist. Aber es gibt da auch die regelrecht magischen Momente. Neulich erst hörte ich Wagner - und für wenige kostbare Augenblicke verschmolz das Kreischen der Bohrmaschine in der Wohnung unter mir mit dem langgezogenen Ton der Geigen im Vorspiel des Tristan. Das hatte schon was ... passiert aber viel zu selten.
Man hat eben nicht immer soviel Glück. Und um mich zur Wehr zu setzen, greife ich dann doch wieder auf die Schallplatten meiner Jugend zurück: auf den harten Rock. Das wurde damals als Genre auch so genannt: Hard Rock. Inzwischen neige ich der Theorie zu, dass diese Bezeichnung folgendermaßen zu verstehen ist: diese Musik heißt deshalb so, weil sie eben keine störenden Umweltgeräusche in ihr Inneres dringen läßt ... der Krach (ich meine jetzt natürlich: der umweltliche Krach) prallt einfach an ihr ab ... der Regen perlt geräuschlos an ihr herunter ... die Kinderschreie ersticken ... der Bohrer der Bohrmaschine zerbricht.
Was sich schon damals im alltäglichen Stellungskrieg gegen alle diese erziehungsberechtigten Lärmbelästigungen (Vater, Mutter und Vergleichbares) bewährt hat, das hat nichts von seiner Wirksamkeit eingebüßt. Und wenn man über die richtige Anlage verfügt (ich meine: die technische und die psychische), dann kann man erfolgreich zum Gegenangriff übergehen. Da, wo selbst Gustav Mahler aufgeben muss, da bringt Led Zeppelin einen nach vorn ... und der Mann mit der Bohrmaschine läßt sie sinken, um sich die Ohren zuzuhalten.
(Das Potenzial des Hard Rock erkennt man schon daran, dass er ausschließlich auf Schlaginstrumenten gespielt wird. Bei den Drums ist das ja klar ... Wenn Sie mir nicht glauben, stellen Sie sich vor, dass man den Bass und die Gitarre nur ein bißchen anders halten muss - am Hals nämlich ... dann ... Aber das nur am Rande.)
Mit dem Hard Rock hat man immer ein letztes Mittel und das letzte Wort. Das habe ich auch einem Bekannten von mir erklärt, einem Klassik-Fan. Der wollte den kakophonischen Rotznasen vor seinem Fenster mit den Kindertotenliedern zu Leibe und Seele rücken. "Bringt nichts", sagte ich zu ihm, "was hier gefragt ist, das ist nicht Ironie, sondern Iron Maiden! Wer nicht hören will, muss hören!"
PeterMiese - 21. Feb, 11:17