Paris Hilton, die Kakerlaken und ich

Neulich hatte ich einen sehr seltsamen Traum. Ich stand mit meiner Kamera vor einem großen, festlich erleuchteten Gebäude in einer Menge von Fotoreportern, die alle an einem roten Teppich auf die Ankunft einer Celebrity warteten. Eine Limousine fuhr vor, und schon ging ein Raunen durch die Menge ... es blitzte überall um mich herum. Paris Hilton stieg aus und lächelte uns an. Sie lächelte das Lächeln, für das sie bekannt ist ... mit versonnenem Blick, ohne die Zähne zu zeigen. Überirdisch ... bezaubernd. Sie ging einige Schritte, posierte für die Kameras, und schritt dann wieder den roten Teppich hinab. Auch ich wollte ein Foto von ihr machen und ich lockte sie an: "Gucci, gucci, gucci …", rief ich ihr zu: "Gucci, gucci, gucci …"

Und dann geschah es. Sie schaute mir nicht nur in die Augen, sie kam auch direkt auf mich zu. Ich ließ die Kamera sinken. Es war wie einer dieser magischen Momente wie in einem Film, wo zwei Menschen alles um sich herum vergessen ... wo alles in den Hintergrund tritt und nur noch Musik zu hören ist. Und auch ich hörte in diesem Moment etwas. Nur war es keine Musik. Es war ein Knirschen. Als ich einen Schritt auf sie zu gemacht hatte, hatte ich wohl aus Versehen eine Küchenschabe zertreten. Aber ich kümmerte mich nicht darum, denn Paris Hilton sprach zu mir: "Du", sagte sie zu mir, "du wirst mich unsterblich machen." – Und dann bin ich aufgewacht.

Es klingt vielleicht seltsam, aber vielleicht ist Ihnen das auch schon aufgefallen: Auf manchen Fotos, meine ich, sieht Paris Hilton fast ein wenig wie die Mona Lisa aus. Halten Sie mich für verrückt, aber beide haben dieses geheimnisvolle Lächeln. Zugegeben: Ich kenne diese Theorie, die von zynischen Kunsthistorikern aufgestellt wurde. Sie behaupten, das Lächeln der Mona Lisa, dieses überirdische und bezaubernde Lächeln, sei ein Zeichen dafür, dass sie geistesgestört war.

Nun, wie das mit manchen Träumen so ist: Sie gehen einem den ganzen Tag lang nicht mehr aus dem Kopf. Und nicht zu vergessen: Es gibt auf dieser Welt Kulturen, in denen gelten die Träume als Botschaften höherer Mächte. Und dass Paris Hilton eine höhere Macht ist, vor allem in finanzieller Hinsicht, wird wohl niemand ernsthaft bestreiten wollen. Sollte sie mir wirklich auf diese übersinnliche Art und Weise den Auftrag gegeben haben, sie zu verewigen?

Da wäre nun die Frage: Wie macht man so etwas? Und das bringt mich zurück auf ihre Ähnlichkeit mit der Mona Lisa. Im Gegensatz zu den meisten von uns, hatte das Leben der Mona Lisa ja einen Sinn: Sie wurde geboren, hat sich malen lassen und starb. Und das allein hat sie in die Ewigkeit eingehen lassen. Was sie sonst noch so gemacht hat, das interessiert doch keinen mehr. Aber ohne sie würde es eines der größten Kunstwerke der Menschheit nicht geben.

Vielleicht wird das Lächeln der Mona Lisa das Einzige sein, was von der gesamten Menschheit übrig bleibt. Schon möglich ... Aber vielleicht wird das einzige Überbleibsel der Menschheit das sein, was ich jetzt gerade über Paris Hilton schreibe. Stellen Sie sich einmal vor, durch einen dummen Zufall oder eine Fügung des Schicksals ist alles, was von uns in zehntausend Jahren noch existiert, nur ein vergammelter USB-Stick mit meinen Texten. Und nach einhelliger Meinung der Kakerlaken, die uns in der Evolution als Krone der Schöpfung abgelöst haben, ist es der beste Text, den ich, dieser anonyme Autor einer finsteren Vergangenheit, je geschrieben habe. Dann hätte ich es tatsächlich geschafft. Mein Model, Paris Hilton, wäre unsterblich geworden, weil sie ein unsterbliches Werk inspiriert hat.

Denken Sie darüber nach, wenn sie Ihre nächste Mail herunter tippen und über dies oder jenes lästern. Man weiß nie, was von einem bleibt. Ich ziehe für mich die Lehre daraus, dass ich nichts hinterlassen werde, was mich da in zehntausend Jahren einer intelligenten, kunsthistorisch und literaturwissenschaftlich versierten Kakerlake gegenüber in Verlegenheit bringen könnte.

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

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