Help!
Sie glauben vielleicht ich kokettiere, wenn ich sage: "Ich werde langsam alt" … Tue ich nicht! Wollen Sie Beweise? Hier ist einer: Neulich erst stand ich im Supermarkt an der Kasse, hatte einen ganzen Haufen Münzen in meiner Handfläche und und stocherte darin mit dem Finger herum, weil ich passend bezahlen wollte. Zugegeben: Ich habe inzwischen zwei Brillen, eine für Weit und eine für Nah, aber wenn ich einkaufen gehe, habe ich immer nur die Weitsichtbrille auf der Nase. Wenn es wirklich mal knapp wird, dann nehme ich sie ab und halte mir die Sachen genau vor die Augen … auch und vor allem, weil ich mich noch nicht an diese neumodischen Euromünzen gewöhnt habe.
So war das auch, als ich da an der Kasse stand: Ich hatte die Brille abgenommen und suchte … und rechnete … und suchte. Da beugt sich doch dieser noch auszubildende Jungkassierer zu mir rüber und fragt: "Soll ich das für Sie machen?" - Mir blieben für einen Moment Luft, Atem, Spucke und Sprache weg. Am liebsten hätte ich mit meinem Stock auf ihn eingeprügelt – aber ich habe keinen, denn so alt bin ich nun auch wieder nicht. Außerdem: Wenn da einer mit dem Stock tätlich wird, dann ist der auch alt … automatisch … und fertig. Das bin ich nicht … ich werde erst alt. Und so gesehen tue ich gut daran, mich zurückzuhalten.
Und überhaupt: Dieses Bild von gewaltbereiten Greisinnen und Greisen, die mit der Gehhilfe drohen und der jungen Generation Prügel androhen: dieses Bild gehört in die Kiste meiner Kindheitserinnerungen – mit anderen Worten: in die Mottenkiste der Kultur. Denn wann haben Sie zum letzten mal einen Rentner mit Stock gesehen? Die haben doch jetzt alle diese Rollatoren. Wenn es mit den Beinen und dem Gleichgewichtssinn nicht mehr zum Besten steht. Und das ist schon eine sehr sinnige Erfindung – für alle Beteiligten. Die alte Omma will ich sehen, die einen Jungspund mit einem Rollator bedroht, weil er sich an der Kasse vorgedrängelt hat. Wie will sie das machen? Da müsste sie das Ding schon locker mit einer Hand anheben und der Göre damit vor der Nase herumfuchteln. Die Omma will ich sehen, die das so locker hin bekommt … werd ich aber nicht. Denn das alte Muttchen, das dies könnte, bräuchte wohl kaum einen Rollator … und auch der Rotzlöffel wäre nicht notwendigerweise eingeschüchtert. Wahrscheinlich würde er nur mal kurz unter der Mütze hervorschauen und die versteckte Kamera suchen.
(… Sicherheitshalber habe ich das bei YouTube gecheckt: einen Clip "Kassierer verarscht alten Sack im Supermarkt" habe ich nicht gefunden. Das bedeutet: mein Kassierer hat es da also mit seiner Frage ganz ernst gemeint! …)
Auf dem Heimweg schluckte ich meinen Groll mit etwas Philosophie herunter. Ich dachte mir: So ist der Mensch … nichts kriegt er alleine auf die Reihe … ein durch und durch hilfsbedürftiges Wesen … John Lennon hatte Recht, als er damals dieses Lied mit den Beatles sang. Das Leben beginnt mit Geburtshilfe und endet mit Sterbehilfe. Und die Stationen, die er auf dem Weg dorthin zu durchlaufen hat, heißen: Nachhilfe, Beihilfe, Sehhilfe und Gehhilfe … und ich bin fast schon da.
So war das auch, als ich da an der Kasse stand: Ich hatte die Brille abgenommen und suchte … und rechnete … und suchte. Da beugt sich doch dieser noch auszubildende Jungkassierer zu mir rüber und fragt: "Soll ich das für Sie machen?" - Mir blieben für einen Moment Luft, Atem, Spucke und Sprache weg. Am liebsten hätte ich mit meinem Stock auf ihn eingeprügelt – aber ich habe keinen, denn so alt bin ich nun auch wieder nicht. Außerdem: Wenn da einer mit dem Stock tätlich wird, dann ist der auch alt … automatisch … und fertig. Das bin ich nicht … ich werde erst alt. Und so gesehen tue ich gut daran, mich zurückzuhalten.
Und überhaupt: Dieses Bild von gewaltbereiten Greisinnen und Greisen, die mit der Gehhilfe drohen und der jungen Generation Prügel androhen: dieses Bild gehört in die Kiste meiner Kindheitserinnerungen – mit anderen Worten: in die Mottenkiste der Kultur. Denn wann haben Sie zum letzten mal einen Rentner mit Stock gesehen? Die haben doch jetzt alle diese Rollatoren. Wenn es mit den Beinen und dem Gleichgewichtssinn nicht mehr zum Besten steht. Und das ist schon eine sehr sinnige Erfindung – für alle Beteiligten. Die alte Omma will ich sehen, die einen Jungspund mit einem Rollator bedroht, weil er sich an der Kasse vorgedrängelt hat. Wie will sie das machen? Da müsste sie das Ding schon locker mit einer Hand anheben und der Göre damit vor der Nase herumfuchteln. Die Omma will ich sehen, die das so locker hin bekommt … werd ich aber nicht. Denn das alte Muttchen, das dies könnte, bräuchte wohl kaum einen Rollator … und auch der Rotzlöffel wäre nicht notwendigerweise eingeschüchtert. Wahrscheinlich würde er nur mal kurz unter der Mütze hervorschauen und die versteckte Kamera suchen.
(… Sicherheitshalber habe ich das bei YouTube gecheckt: einen Clip "Kassierer verarscht alten Sack im Supermarkt" habe ich nicht gefunden. Das bedeutet: mein Kassierer hat es da also mit seiner Frage ganz ernst gemeint! …)
Auf dem Heimweg schluckte ich meinen Groll mit etwas Philosophie herunter. Ich dachte mir: So ist der Mensch … nichts kriegt er alleine auf die Reihe … ein durch und durch hilfsbedürftiges Wesen … John Lennon hatte Recht, als er damals dieses Lied mit den Beatles sang. Das Leben beginnt mit Geburtshilfe und endet mit Sterbehilfe. Und die Stationen, die er auf dem Weg dorthin zu durchlaufen hat, heißen: Nachhilfe, Beihilfe, Sehhilfe und Gehhilfe … und ich bin fast schon da.
PeterMiese - 5. Sep, 11:15